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Der trügerische Komfort des Risikomanagements – Source: www.csoonline.com

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CISOs müssen ihre Organisationen heutzutage vor einem riesigen Ansturm existenzieller Bedrohungen schützen. Das klassische Risikomanagement reicht dabei jedoch nicht aus.

Gefahrenmanagement statt Risikomanagement
Gefahrenmanagement statt Risikomanagement: Cybersicherheit erfordert Dringlichkeit und Entschlossenheit.

Billion Photos – Shutterstock.com

Herkömmliches Risikomanagement basiert auf Wahrscheinlichkeiten und statistischen Berechnungen – doch in einer zunehmend komplexen und aggressiven Bedrohungslandschaft sind solche Prognosen unzuverlässig. Daher ist ein Umdenken nötig: Anstatt dem Risikomanagement sollten Organisationen Gefahrenmanagement als neues Konzept einführen.

Risikomanagement impliziert, dass man die Wahrscheinlichkeit eines Cyberangriffs vorhersagen kann. Doch die Realität sieht anders aus: Es ist unmöglich geworden, diese Wahrscheinlichkeit angesichts der unzähligen Angreifer, Techniken, Schwachstellen und ahnungsloser Nutzer zu berechnen. Es gibt schlichtweg zu viele Variablen. Es wäre stattdessen einfacher, beim Blackjack zu wissen, ob man eine Karte ziehen oder halten sollte – hier ist die Anzahl der Karten zumindest bekannt. Diese Illusion von Kontrolle, die bei vielen noch allgegenwärtig ist, ist nicht nur irreführend. Sie gefährdet auch die IT-Sicherheit von Organisationen und letztlich – man denke beispielsweise an Kritische Infrastruktur – die Sicherheit von uns allen.

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Überleben sichern, nicht Statistiken verwalten

Das Problem von Risikomanagement ist, dass es durch Zahlen, Prognosen und Prozentsätze eine trügerische Sicherheit vermittelt. Das führt zu der Einschätzung, dass ein Sicherheitsvorfall lediglich eine berechenbare, akzeptable Möglichkeit sei. Doch bei der Cybersicherheit geht es nicht darum, Verluste hinzunehmen – es geht ums Überleben. Wenn ein Angreifer Zugriff auf das Netzwerk erlangt, übersteigt das Schadenspotenzial jede Prognose eines Risikomodells.

Das Wort „Gefahr“ vermittelt eine Dringlichkeit, die dem Begriff „Risiko“ nicht innewohnt. Wenn Menschen Gefahr spüren, wägen sie nicht erst die Chancen ab – sie handeln sofort. Sie löst einen instinktiven Reflex aus, der Wachsamkeit und Handlungsbereitschaft erfordert. Genau dieses Mindset ist in der Cybersicherheit erforderlich.

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Die evolutionären Wurzeln des Gefahrenmanagements

Das menschliche Gehirn ist darauf programmiert, auf klare und unmittelbare Gefahren zu reagieren – nicht auf abstrakte Vorstellungen von potenziellem Schaden. Als unsere Vorfahren Raubtieren oder feindlichen Umgebungen gegenüberstanden, hielten sie nicht zuerst inne, um die statistische Wahrscheinlichkeit des Schadens zu berechnen; ihr Gehirn löste einen sofortigen Kampf- oder Fluchtinstinkt aus, der ihr Überleben sicherte.

Beim Wechsel von einer Risiko- zu einer Gefahrenperspektive wird an diesen Urinstinkt angeknüpft. Das ermutigt Organisationen, Cyberbedrohungen als direkte und existenzielle Gefahren zu behandeln, die schnelles und entschlossenes Handeln erfordern – genauso wie unsere Vorfahren auf einen Löwen oder einen Sturm reagiert hätten. Deshalb ist es notwendig, eine neue Perspektive in der Cybersicherheit einzunehmen und zu einem Modell zu wechseln, das auf dem Konzept der Gefahr basiert.

Gefahrenmanagement und Zero Trust

Im Zero-Trust-Modell wird jedes Datenpaket als potenzielle Gefahr betrachtet. Jede Verbindung, Transaktion oder Anfrage wird mit Misstrauen geprüft. Der Default-Modus sollte die Defensive sein. Zero Trust passt perfekt zum Konzept des Gefahrenmanagements, da es grundsätzlich vom Schlimmsten ausgeht.

Wenn Organisationen jede Netzwerkinteraktion als potenzielle Gefahr behandeln, anstatt das „akzeptable Risiko“ einer Anfrage zu berechnen, wäre das ein Paradigmenwandel. Er würde Unternehmen dazu bringen, stärker in Threat Detection, Eindämmung (Containment) und Threat Response zu investieren. Anstatt des passiven Ansatzes, Checklisten für Compliance abzuhaken, würden Organisationen eine proaktive Verteidigungshaltung einnehmen, so als stünde das Unternehmen ständig unter Beschuss – was tatsächlich der Fall ist.

Eine Kultur der Dringlichkeit schaffen

Gefahrenmanagement fördert eine Kultur der Dringlichkeit. Es schafft ein Umfeld, in dem jeder – vom Vorstand bis zur IT-Abteilung – versteht, dass bei Sicherheit nicht gefeilscht werden darf. Die Diskussion sollte sich nicht darum drehen, wie viel Risiko man bereit ist zu akzeptieren, sondern darum, wie man die Gefahren bewältigt, denen die IT der Organisation jeden Tag ausgesetzt ist.

In der Cybersicherheit gibt es keinen Platz für Selbstzufriedenheit. Es ist kein Zahlenspiel, sondern kritische Ressourcen müssen vor sehr realen und unmittelbaren Bedrohungen geschützt werden. Risikomanagement schwächt dieses Gefühl der Dringlichkeit und gaukelt mehr Kontrolle vor, als tatsächlich der Fall ist. Gefahrenmanagement hingegen hält wachsam, fokussiert und auf das Unvermeidliche vorbereitet.

Cybersicherheit sollte nicht länger als Verwaltung statistischer Risiken verstanden werden, die möglicherweise auftreten könnten – sie muss als Verteidigung gegen Gefahren gesehen werden, die auf jeden Fall eintreten werden. Es geht nicht darum, Risiken abzumildern, sondern darum, die Gefahren einer zunehmend feindseligen Cyberlandschaft zu überleben.

Es ist an der Zeit, Cybersicherheit aufzuwerten und das Narrativ zu ändern. Cyberbedrohungen sind keine theoretischen Risiken; sie sind reale, gegenwärtige Gefahren. Je schneller diese Denkweise übernommen wird, desto besser wird die digitale Welt geschützt werden. (jm)

vgwort

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